Dieses Bild wird bestimmt von einem ständigen Wechsel
zwischen zwei Blickwinkeln. Es kommt mir vor wie eine Überlagerung von
zwei Realitätsebenen, von denen mal die eine, mal die andere weiter
nach vorne ins Bewusstsein tritt.
Erster Anlass für das Bild war die Faszination durch den tief im Wald
liegenden Teich und die Öffnung in der Waldkulisse, wo eine
Nebenstraße abzweigt und noch tiefer in das dunkle Herz des Waldes
einzudringen scheint. Wenn ein paar Minuten kein Auto vorbeikommt,
könnte man meinen, in einer ursprünglichen Waldwildnis zu sein. Das
ist natürlich eine Illusion. Man befindet sich in einer vollständig
vom Menschen unter hauptsächlich wirtschaftlichen Gesichtspunkten
konstruierten Landschaft.
Zu Anfang der Neuzeit war Deutschland so waldfrei, wie man sich das
heute kaum vorstellen kann. Kriege und Abholzungen für Gebäude,
Schiffbau, Köhlerei hatten ganze Landstriche verwüstet. Das Holz aus
dem Hochsolling wurde nach Hannover geflößt. Die kleinen Bäche waren
für die Flößerei eigentlich nicht geeignet. Der Neue Teich und der
noch höher gelegene Lakenteich wurden angelegt, um die Flößerei
möglich zu machen. Wenn die Teiche voll waren, konnte man die Schleusen
öffnen und die Stämme mit einer Flutwelle zu Tal bringen. Es muss
trotzdem schwierig genug gewesen sein. Jedoch wurde die Flößerei bald
wieder eingestellt. Denn es entstand eine Gegenbewegung. Das
weltberühmte emotionale Verhältnis der Deutschen zu ihrem Wald stammt
aus dieser Zeit. Es besteht aus zwei völlig unterschiedlichen
Komponenten: der rationellen Forstwirtschaft einerseits, und der
romantischen Wald-Sehnsucht andererseits. Beides hat dazu beigetragen,
dass es heute wieder viel mehr Wald gibt als damals.
Das
Bild setzt das alles voraus. Im unteren Drittel sehe ich zugleich den
Fluss als Verkehrsweg von damals und die Straße von heute. Ich sehe
Scheinwerfer und Rücklichter aber manchmal auch Irrlichter aus Sagen
und Märchen. Und ich sehe eine Waldkulisse, wie sie dort tatsächlich
vorzufinden ist - einerseits. Andererseits ist der Wald an dieser
Stelle, mit nüchternen Augen betrachtet, weniger verwunschen, als es
die opulente grüne Hölle auf dem Bild vermuten lassen könnte...Der
deutsche Wald ist zugleich ein Produkt forstwirtschaftlicher
Rationalität und romantischer Phantasie. Beide Aspekt sehe ich auf
dieser Leinwand schillern und schimmern. |